Canon EOS R7 - Teile Übersicht

Insider: Canon EOS R7 auseinander gebaut und zerlegt

Im Mai 2022 wurde mit der EOS R7 von Canon die erste APS-C Kamera im relativ jungen R System vorgestellt. Der Kamerasensor besitzt eine Auflösung von 32,5 Megapixel und ist beweglich gelagert – der Hersteller verspricht 7 Stufen Bildstabilisierung. Auf dem Datenblatt handelt es sich um eine sehr leistungsfähige, kleine Kamera mit vielen Funktionen und toller Ergonomie. Aber wie sieht es hier unter der Haube aus und vor allem wie gut eignet sie sich für die Infrarot Fotografie?

Wichtig: Der Umbau der Kamera wurde von routinierten Profis durchgeführt, bitte versuchen Sie dies nicht zu Hause nachzumachen. Dieser Artikel ist keine Anleitung und es wird auch keine Hilfestellung zum Umbau der Kamera geben. Sollten Sie sich dennoch dazu entschieden Ihre Kamera zu öffnen ist IRreCams nicht für Schäden oder Probleme, die aus Ihren Handlungen resultieren, verantwortlich oder haftbar zu machen.

Canon EOS R7 - Teardown Ansichten
Canon EOS R7 – Teardown Frontansicht

Auseinanderbauen und Zerlegen der Kamera

Äußerlich betrachtet sind schnell etliche Schrauben am Gehäuse zu entdecken. Vor allem am Boden und im Akkufach, diese gilt es zunächst zu entfernen.

Das Okular ist etwas komplexer aufgebaut, zunächst muss die Augenmuschel entfernt werden bevor die Schrauben freigelegt sind.

Natürlich sind nicht alle Schrauben gleich sichtbar, eine versteckt sich beispielsweise unter der Daumenauflage. Nun kann die rückseitige Schale mit Schwenkdisplay vorsichtig entfernt werden.

Wie üblich muss nun das Mainboard und der elektronische Sucher weichen, dazu müssen zunächst alle Kabel und Schrauben entfernt werden.

Die markantesten Bauteile auf dem Mainboard sind wohl die doppelten SD Kartenschächte (je einer auf der Ober- und Unterseite). Schön zu sehen ist aber auch eine leicht auswechselbare Knopfzelle zur Stromversorgung der internen Uhrzeit.

Um nun weiter zum Sensor vordringen zu können, muss noch ein Metall-Zwischenrahmen weichen und das Oberteil des Kameragehäuses muss angeliftet werden, um an die Schrauben zu kommen.

Das Sensormodul ist über 3 Schrauben am Chassis der Kamera befestigt. Nachdem diese Schrauben entfernt wurden, kann das komplette Sensor- IBIS Modul ganz einfach heraus genommen werden.

Am Modul ist ein dicker Rahmen auf der Oberseite und der rechten Seite zu sehen. Hier sind Permamagnete und kleiner Kupferspulen (Elektromagnete) integriert, die die Lage und Bewegung des Sensors extrem schnell und präzise steuern können. Diese elektromagnetischen IBIS Konstruktionen haben sich seit Jahren durchgesetzt und finden sich, in leicht veränderten Bauformen, praktisch in allen modernen Kameras mit Sensorstabilisierung.

Sicherlich könnte man an der Kamera noch weitere Dinge auseinander bauen und sich ansehen. Aber weil das Ziel an dieser Stelle ein Vollspektrum Infrarot Umbau ist, stoppen wir am Sensor. Nach dem Austausch des Sperrfilters mit einem 280 nm Vollspektrum Filter sind 2 Filtergläschen übrig. Der Sperrfilter ist cyan-farbig und verhindert, dass Infrarot Licht auf den Sensor fallen kann. Aber auch der etwas größere Staubschutzfilter muss ausgebaut werden, wie bei fast allen Canon Kameras. Er besitzt eine IR-sperrende Verfügung und würde die Tauglichkeit als IR Kamera stark einschränken. Der kleine weiße Balken am Staubfilter ist das piezoelektrische Element, welches für die Ultraschall-Staubreinigung verantwortlich ist. Die automatische Sensorreinigung geht mit einem Infrarot Umbau also leider verloren.

Nachdem der Sensor umgebaut wurde, kann nun alles wieder zusammen gesetzt werden und wir kommen zum spannenden Teil. Wie hält sich die Canon R7 nun in der Infrarot Fotografie?

Interne Infrarot LED

Einige moderne Kameras haben intern eine Infrarot LED verbaut. Streulicht dieser LED kann bei schlechten Lichtverhältnissen auf Infrarot Bildern sichtbar werden. Eine Testaufnahme zeigt zum Glück, dass die Kamera keine interne LED besitzt. Das Bild ist nach 30 s bei ISO 25.600 komplett schwarz (abgesehen von ein paar Hotpixeln und dem zu erwartenden Rauschen).

Canon EOS R7 - Infrarot LED Test
Canon EOS R7 – Infrarot LED Test

An dieser stelle sei aber noch einmal vor den Canon R Objektiven gewarnt. Viele der neuen Objektive haben intern eine Infrarot LED, deren Streulicht die selben Probleme machen kann wie eine LED im Kameragehäuse. Speziell für Nachtaufnahmen oder Langzeitbelichtungen sind an EOS R Kameras die älteren EF oder EF-S Objektive mit einem Adapter zu empfehlen.

Infrarot Testaufnahmen

Canon EOS R7 - Infrarot Test
Canon EOS R7 – Infrarot Test

Natürlich wurde die Kamera auch mit allen verfügbaren Infrarot Filter getestet. Wie bei allen Canon Kameras funktioniert der interne Weißabgleich der EOS R7 hervorragend. Dank spiegelloser Technik gibt es auch keine Probleme bei der Belichtungsmessung und dem Autofokus System. Hier ein paar Beispielbilder (auch wenn die Jahreszeit wirklich nicht die Beste für Infrarot ist):

Stichwort Autofokus, wie verhalten sich die Phasen-AF Pixel? Bei einigen Kameras können sich horizontale Linien bilden, die jeweils nur 1-2 Pixel breit sind. Diese Linien sind eher schwach und zeigen sich für gewöhnlich erst bei einer sehr kontrastintensiven Bearbeitung des Bildes. Nachdem die Regler für Kontrast und lokalen Kontrast praktisch auf Anschlag stehen, sind in den Bildern keine solchen Artefakte zu entdecken. Hier ein Testfoto eines bedeckten Himmels und ein 100 % Ausschnitt (das verhältnismäßig starke Rauschen entsteht durch die starke Kontrasterhöhung):

Zusammenfassung

Die Canon EOS R7 ist eine sehr leistungsstarke Kamera mit vielen Features. Der Blick in die Kamera zeigt modernste Technik und ein relativ einfaches und unverschnörkeltes Design. Alle Infrarot spezifischen Tests nach dem Umbau hat die Kamera mit Bravour bestanden und verdient eindeutig eine Empfehlung sowohl als Infrarot Kamera als auch Astro Kamera. Nur auf die EOS R Objektive muss man wegen der dort verbauten Infrarot LEDs achten, wenn man Langzeit- oder Nachtaufnahmen machen möchte.

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