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Milchstraße fotografieren in der Eifel – Mein Einstieg mit einer astromodifizierten Kamera
Autor: Lars Wilhelm
Nach inzwischen 8 Jahren Milchstraßenfotografie mit verschiedenen nicht modifizierten Kameras habe ich mich dazu entschieden, meine Nikon Z6 bei IRreCams mit einem Astrofilter umbauen zu lassen.
Warum überhaupt eine Astromodifikation?
Normale Kameras besitzen ab Werk einen Infrarot-Sperrfilter, der bestimmte Wellenlängen blockiert. Das ist für Alltagsfotografie sinnvoll, verhindert jedoch, dass die Kamera das tiefe Rot der H-Alpha-Linie (656 nm) erfasst. In diesem Bereich leuchten viele Gasnebel und Strukturen im Zentrum der Milchstraße. Eine astromodifizierte Kamera lässt dieses Licht passieren. Dadurch erscheinen gerade rötliche Nebel und feinste Strukturen deutlich klarer, während unmodifizierte Kameras diese Details verschlucken.
Erste Erfahrungen in der Eifel
Wie so oft bei neuer Ausrüstung hatte, ich zum Start auf meiner Tour nach Madeira und in die Schweiz erst mal kein Glück mit dem Wetter und überwiegend bewölkten Himmel. Dabei möchte man doch gerne neue Technik schnellstmöglich ausprobieren.
Wenn es schon unterwegs nicht funktionieren sollte, beobachtete ich umso intensiver die Wettervorhersage für die Eifel. Diese zählt zu den besten Regionen in NRW für die Milchstraßenfotografie und ist zudem als Internationaler Sternenpark anerkannt.
Umso größer war die Freude, als für die Eifel endlich eine klare Nacht vorhergesagt wurde. Also fuhr ich unter der Woche zur Hubertushöhe am Rursee, um die umgebaute Kamera zum ersten Mal auszuprobieren. Stativ aufgebaut, die modifizierte Nikon Z6 montiert und schon die ersten Testaufnahmen der Milchstraße zeigten auf dem Kameradisplay, dass diese im Nachthimmel deutlich mehr Farben erfasst.
Für diese erste Aufnahme fertigte ich ein Stacking aus neun Einzelbildern an. Auf eine Nachführung wollte ich zunächst bewusst verzichten, da dies in der Nachbearbeitung deutlich mehr Aufwand bedeutet. Das Ergebnis spricht für sich. Vergleiche ich es mit Bildern meiner nicht modifizierten Kamera, fällt der Unterschied sofort auf. Gerade die roten Strukturen in der Milchstraße treten deutlicher hervor.

Detailaufnahmen des Milchstraßenzentrums
Um die Details des Zentrums noch besser sichtbar zu machen, entschied ich mich später, zusammen mit meiner Nachführung und einem 50 mm Objektiv, eine Detailaufnahme des Zentrums anzufertigen.

Komposition mit dem Vordergrund
Eine Woche danach zog es mich erneut in die Eifel, diesmal mit Nachführung und Weitwinkelobjektiv. Als Standort wählte ich die Gegend bei Zülpich. Dort fand ich markante Steine im Vordergrund, die sich hervorragend für eine spannende Komposition mit der Milchstraße eigneten.

Himmel: Stacking 9 x Nikon Z6 | Nikon Z 20mm | 90s | F/3.2 | ISO 800 | nachgeführt
Ein drittes Mal zog es mich schließlich ins Hohe Venn, das mit seiner besonderen Landschaft und den charakteristischen Holzstegen ganz eigene fotografische Möglichkeiten bietet. Die größte Herausforderung bestand hier darin, die Struktur der Stege im Vordergrund zusammen mit dem klaren Sternenhimmel in einer Aufnahme darzustellen. Da die enorme Schärfentiefe dafür nicht aus einer einzelnen Belichtung herauszuholen war, habe ich mich für ein Fokusstacking aus zwei Ebenen entschieden. Eine Ebene für den Steg und eine für den Himmel.
So konnte ich die Details der Stege im Vordergrund, mit nur zwei Ebenen gestochen scharf halten und gleichzeitig den Sternenhimmel im Hintergrund sauber abbilden. Das Ergebnis zeigt eindrucksvoll, wie sich Vordergrund und Himmel zu einer harmonischen Komposition verbinden. Hierbei handelt es sich um eine Technik, die ich in Zukunft bei ähnlichen Motiven sicher noch öfter einsetzen werde. Das Zusammensetzen der Ebenen erfolgt hier einfach über eine manuell erstellte Maske in Adobe Photoshop.

Vordergrund Steg: Noise Stacking 4 x Nikon Z6 | Nikon Z 20mm | 13s | F/1.8 | ISO 3200

Was sich bei der Aufnahme ändert?
Durch die Modifikation wirkt das Kamerabild zunächst rötlicher. Deshalb arbeite ich immer mit manuellem Weißabgleich, meist im Bereich von 3500 bis 4000 K, um ein natürliches Kameradisplay zu haben. In der RAW-Datei kann ich den Weißabgleich später flexibel anpassen. Für Astrofotografie ist es also kein Problem, wichtig ist nur, ihn nicht der Automatik zu überlassen.
Die Tests in der Eifel haben mir einen guten ersten Eindruck vom Potenzial der modifizierten Kamera gegeben. Mit klarerem Sternenhimmel, sichtbareren Farben und mehr Tiefe in den Aufnahmen freue ich mich nun darauf, die Ausrüstung auch auf zukünftigen Touren einzusetzen.
Bearbeitungsschritte
Damit die Bilder ihre volle Wirkung entfalten, ist Nachbearbeitung notwendig. Dazu gehören:
- Stacking mehrerer Aufnahmen, um das Rauschen zu reduzieren
- Anpassen des Weißabgleichs im RAW-Konverter
- Feintuning von Kontrast und Farben, um die Strukturen hervorzuheben
- Oft auch selektive Anpassungen, zum Beispiel das Hervorheben der rötlichen Nebelregionen
Gerade im direkten Vergleich zu einer unmodifizierten Kamera fällt auf, dass weniger herausgekitzelt werden muss. Die Daten liegen durch die Modifikation schon deutlicher vor. Für diesen Beitrag habe ich zusätzlich unbearbeitete Rohversionen einiger Bilder vorbereitet, damit die Unterschiede zur finalen Bearbeitung klar erkennbar werden.




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