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Infrarot Fotografie
“Infrarot Fotografie? Das habe ich noch nie gehört.” Aber mit großer Sicherheit schon einmal gesehen, ohne zu wissen, dass es Infrarotfotografie ist. Das Fotografieren im Infrarotbereich produziert einen unverkennbaren “Look”. Grünes Laub wird intensiv hell, ein blauer Himmel wird viel dunkler abgebildet und der Hautton von porträtierten Personen geht in blaße Pastelfarben über. In der Infrarot Landschaftsfotografie gewinnen die Motive an Kontrast und Brillanz, nicht zuletzt geht von Infrarotaufnahmen oft eine mystische und geheimnisvolle Wirkung aus. Doch worum geht es beim Fotografieren des Unsichtbaren überhaupt?
Das Spektrum und unser Auge
Der Teil des elektromagnetischen Spektrums, den wir mit unserem Auge sehen können, ist sehr beschränkt. Zwischen ca. 400 nm (violett) bis ca. 700 nm (rot) Wellenlänge spielt sich unsere Wahrnehmung ab, der Rest bleibt leider verborgen. Direkt an den sichtbaren Bereich (auch VIS Bereich) schließt sich der nahe Ultraviolett und Infrarot Bereich an.
Obwohl aufgrund der Nähe zum sichtbaren (VIS) Bereich eigentlich kaum Unterschiede zu erwarten sind, beweisen die Bildergebnisse das Gegenteil. Pflanzen reflektieren in diesen Spektralbereichen das Licht nahezu vollständig, um eine Überhitzung und Gewebeschädigung in Folge der Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Das Ergebnis ist, dass pflanzliche Vegetation auf IR- Bildern sehr hell bis weiß dargestellt werden. Dieser Effekt ist nicht durch einen Filter in der Nachbearbeitung berechenbar, so würde ja auch eine grüner Pullover einfach weiß verfälschen.
Um diese spektralbereiche nun für unser Auge sichtbar zu machen, benötigen wir ein Werkzeug. Die Bildsensoren von allen marktüblichen digitalen Kameras sind grundsätzlich gut dafür geeignet den nahen Infrarot oder auch UV zu erfassen. Einzig der Werkszustand, in dem eine Kamera gekauft wird, macht es extrem schwer bis unmöglich Infrarot zu fotografieren. Welche Möglichkeiten es für die digitale Infrarot Fotografie gibt, finden Sie im Abschnitt Technik.
Bildwirkung von Infrarot Aufnahmen
Das Unsichtbare zu fassen hat sicherlich seinen ganz eigenen Reiz. Objektiv betrachtet zeigen IR- Aufnahmen teilweise ganz andere Oberflächenbeschaffenheiten und die Bilder gewinnen oft an Brillanz und Kontrast. Das wohl offensichtlichste Merkmal der Infrarot Fotografie ist das helle Laub. Neben dem sogenannten Wood- Effekt fällt auf, dass der Himmel und das Wasser viel dunkler aufgenommen werden. Oft lässt sich, gerade in Verbindung mit Schäfchenwolken, ein sehr schöner Kontrast im Himmel erreichen.
IR- Aufnahmen wirken oft kontrastreich, nicht zuletzt weil viele im harte Mittagslicht entstanden sind. Dennoch sind Schatten und Spitzlichter gut durchgezeichnet. Das Laub in einer Landschaft wirkt als großer Reflektor und sorgt dafür, dass auch in den Schatten von Bäumen noch ausreichend Licht zur Verfügung steht. Es lassen sich mit der Infrarot Fotografie einfach unverwechselbare Stimmungen kreieren. Eine bekannte Landschaft erstrahlt so in ganz neuem Licht.
Der Großteil der Infrarot Fotografen ist in der Landschaftsfotografie aktiv, aber natürlich ist die Anwendung nicht nur darauf begrenzt. Wer sich in der IR-Portrait Fotografie versucht stellt schnell fest, dass menschliche Haut einen hellen und weichen Teint erhält. Das ist ein beliebter Effekt, nicht nur bei Hochzeitsfotografen.
Farb Infrarot Aufnahmen
Dabei heißt Infrarot zu fotografieren nicht immer nur schwarz-weiß zu fotografieren. Je nach verwendetem Filter lassen sich Farb Infrarot Aufnahmen mit sehr abwechslungsreichen und beeindruckenden (Falsch-) Farben kreieren. Sobald nicht nur das reine Infrarotlicht über 830 nm auf den Kamerasensor trifft, sondern noch eine Mischung von Wellenlängen aus dem sichtbaren Spektralbereich hinzu kommt, ergeben sich in dem digitalen Bild Farbinformationen. Diese sind natürlich zu 100 % artifiziell und haben nichts mit der tatsächlichen Natur von Infrarot Licht zu tun. Dennoch lassen sich mit dieser Art von “Artefakten” atemberaubende Stimmungen einfangen.
Solche Farben mit gelbem oder auch rotem Laub kommen allerdings nicht gleich aus Kamera, es ist in der Regel noch etwas Nachbearbeitung nötig. Mehr Informationen zu den Bearbeitungsschritten sind auf der letzten Seite dieses Leitfadens zusammengefasst. Mit deutlich weniger Nachbearbeitung kommt man mit dem InfraBlue Filter zum Ziel.